Gottesdienst „to go“ für Sonntag den 07. Februar 2021 – Ökumenischer Kirchentagssonntag

 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Schön, dass sie diesen Gottesdienst „to go“ zur Hand nehmen. An diesem Sonntag soll schon einmal auf den ökumenischen Kirchentag in Frankfurt hingewiesen werden. So halten sie heute Texte des Kirchentagsvorbereitungsteams in der Hand.

schaut hin – so lautet das Leitwort des 3. Ökumenischen Kirchentages. Er wird in diesem Jahr im Mai in Frankfurt stattfinden.

Heute stimmen wir uns schon ein und die Bibelworte für den Kirchentag lenken unsern Blick. Sie leuchten uns voraus und bringen uns auf den Geschmack ökumenischer Gemeinschaft.


Psalm 119
, 89-92.103-105 (Wochenpsalm für Sonntag Sexagesimae)
HERR, dein Wort bleibt ewiglich,
so weit der Himmel reicht;
deine Wahrheit währet für und für.
Du hast die Erde fest gegründet,
und sie bleibt stehen.
Nach deinen Ordnungen bestehen sie bis heute;
denn es muss dir alles dienen.
Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre,
so wäre ich vergangen in meinem Elend.
Dein Wort ist meinem Munde
süßer als Honig.
Dein Wort macht mich klug;
darum hasse ich alle falschen Wege.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Wege.
Erhalte mich nach deinem Wort, dass ich lebe,
und lass mich nicht zuschanden werden
in meiner Hoffnung.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Tagesgebet

Gott, du führst uns zusammen
und Du öffnest uns die Augen füreinander.
Du lässt uns sehen, was längst da ist an Gemeinschaft.
In deiner Nähe erleben wir, wieviel wir einander geben können:
Brot und Worte wie Brot.
Du machst uns erfinderisch im Teilen von dem, was da ist
an Erfahrung und an Hoffnung.
Nimm uns die Angst, es reicht nicht.
Mach uns reich in Jesus Christus,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen


Predigttext (Mk 6, 35-44) Luthertext

35Da nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Stätte ist einsam,
und der Tag ist fast vergangen;
36lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu essen kaufen.
37Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm:
Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?
38Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! Und als sie es erkundet hatten,
sprachen sie: Fünf, und zwei Fische.
39Und er gebot ihnen, dass sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras.
40Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.
41Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie
den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle.
42Und sie aßen alle und wurden satt.
43Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen.
44Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer.


Predigt

[Erzählung I]
Viele Menschen, Trubel und bunte Schals. Das sah ich jeden Morgen auf meinem Weg vom Quartier in die Stadt.
Meistens war ich früh auf, wollte unbedingt die Bibelarbeit miterleben. Danach ging es oft direkt weiter zu den nächsten Programmpunkten. Die Tage waren voll und ereignisreich. „Geht allein an einsame Stätte und ruht ein wenig.“ Einsam war es nicht im Nachtgebet, aber es hat gutgetan, abends noch einmal innezuhalten und auf denvergangenen Tag zurückzublicken. „Als nun der Tag fast vorbei war“ sind wir mit der Gruppe wieder zurück ins Quartier gefahren, um ins Bett zu gehen.
So verliefen die Tage beim Kirchentag. Es ist einfach immer etwas Besonderes, vielen lieben Menschen zu begegnen: Solche, die in der Stadt wohnen, die als Besucher*innen hinzukommen, oder welche, die mithelfen.
Die besondere Atmosphäre, das freundliche Miteinander und die Gemeinschaft untereinander. Da vergesse ich die Zeit und falle abends müde ins Bett.
Aber zum Schlussgottesdienst sind wir noch einmal in aller Frühe aufgestanden. Dort im Stadion habe ich das Leitwort für den ökumenischen Kirchentag dieses Jahr gehört. „Geht hin und seht.“ Die Worte gemeinsam mit vielen anderen Menschen zu hören, das hat Mut gemacht. Mut zum Gehen. Und Mut zum Hinsehen. Nach Hause gefahren bin ich dann mit dem Vertrauen: Ja, in der Kirche gibt es Menschen, die Kraft haben, hinzusehen und auch dorthin zu gehen, wo es schwierig wird.
Hingesehen hat die evangelische Kirche in den letzten zwei Jahren, seit dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Es gibt seit einem Jahr ein Schiff, das auf dem Mittelmeer zur Seenotrettung eingesetzt wird. Dank gewaltigem Engagement und vieler Spenden. Es macht Mut, dass Kirche Dinge verändern kann. Aber worauf gründet dieser Mut? Dieses Hinsehen?

[Erzählung II]
„Geht allein an einsame Stätte und ruht ein wenig.“ Das hat Jesus heute Morgen zu uns Jünger*innen gesagt.
Die Ruhe hätte ich gebraucht, nach den vollen Tagen in der letzten Zeit. Aber es ist anders gekommen. Wir sind direkt ans Ufer des Sees gegangen. Dort haben wir ein Boot gesucht und sind raus auf den See gefahren. Obwohl es noch früh am Morgen war, stand die Sonne schon am Himmel und schien auf uns nieder. Dann kam eine frische Brise auf, die unser Boot an die andere Seite des Ufers trieb. Dort warteten ganz viele Menschen auf Jesus.
Ich hatte mich erst vor einigen Wochen Jesus angeschlossen. Da wusste ich noch nicht, wie anstrengend ein Leben auf Wanderschaft sein kann. Selten sind wir mehrere Tage an einem Ort geblieben. Heute sollte unser erster Ruhetag werden und nun ist Jesus schon wieder die ganze Zeit am Predigen. Mir wurde alles ein wenig zu viel.
Zum Glück fand ich am Rand ein schattiges Plätzchen, an dem ich mich ausruhen konnte. Aus der Ferne habe ich dann das Geschehen beobachtet. Es beeindruckt mich immer wieder zu sehen, welche Wirkung Jesu Worte auf die Menschen haben …
Irgendwann muss ich eingenickt sein, denn die Sonne stand schon tief am Horizont. „Als nun der Tag fast vorbei war“ bin ich zu Jesus hingegangen, habe ihn an die Schulter getippt und darauf hingewiesen. Beim Reden schien er Raum und Zeit vergessen zu haben. Er konnte gar nicht begreifen, dass die Menschen um ihn rum – mich eingeschlossen – langsam Hunger bekommen.
Er hat mir und den anderen Jünger*innen aufgetragen, unsere Vorräte mit all den vielen Menschen zu teilen, die um uns herum waren. Wenn ich schätzen müsste, würde ich 5.000 sagen. Jesus sagte uns: „Geht hin und seht, wie viel ihr an Essen dabeihabt!“.
So sind die Jünger*innen hingegangen und haben nach dem Essen geschaut. Es war viel zu wenig für so viele Menschen. Aber Jesus sorgte wie durch ein Wunder dafür, dass alle genug zum Essen hatten und satt wurden.
Er schaffte eine unerwartete Wendung am Tagesende, die hoffen lässt. Aber können auch wir heute auf Veränderung hoffen?

[Erzählung III]
„Geht allein an einsame Stätte und ruht ein wenig.“ In meinem Alltag vor Corona hätte ich mir das gewünscht.
Mal ein bisschen Pause machen können, entschleunigter leben. Und jetzt? All das ist Geschichte. Der Alltag anders geworden. Morgens aufstehen, kein Arbeitsweg, sondern von zu Hause aus arbeiten. Mittagessen und weiter arbeiten. Familie, Freunde, Bekannte – alle sieht man nur noch über soziale Medien, Videokonferenzen
oder Telefonate. „Als nun der Tag fast vorbei war“ ein bisschen Fernsehen, vielleicht noch ein kleiner Spaziergang und ab ins Bett. Und am nächsten Tag wieder dasselbe. Der Trott hat sich schnell eingestellt in dieser Art von neuem Alltag.
Aber „Geht hin und seht!“ Es hat auch viele neue Formen der Gemeinschaft gebracht. Mit der Gruppe aus der Gemeinde treffen wir uns jetzt auch online. So können aber auch andere, die schon länger weggezogen sind, dabei sein. Wir können unsere Gemeinschaft erweitern und mehr Menschen daran teilhaben lassen. Wichtige Dinge werden in letzter Zeit anders in den Fokus gerückt und Neues zeigt sich.
Wir können also auch in der heutigen Zeit auf Veränderung hoffen und die positiven Dinge sehen, die sich entwickeln. Das Schiff zur Seenotrettung im Mittelmeer scheint wenig zu sein, ebenso wie fünf Brote und zwei Fische. Aber auch kleine Schritte können eine große Veränderung herbeiführen. Hoffnung und Mut dafür können sich durch den Glauben bilden. Die Bibelstelle zeigt uns, dass wir einen Blick darauf werfen sollten,
was wir haben und was unsere Ressourcen sind. Im Vertrauen auf Gott können wir dann sehen und gemeinsam entdecken, was alles möglich ist. Bald beginnt der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt. Vieles wird möglich sein und er wird stattfinden. Die Planungen wurden überdacht, Ideen neu überlegt und Veranstaltungen verändert. Nichtsdestotrotz wird Glaube gefeiert werden und gemeinsam werden wir hinsehen. Es wird anders sein, als wir es von den evangelischen Kirchentagen und von Katholikentagen gewohnt sind. Aber wir werden einander ermutigen: „Geht hin und seht!“ AMEN
(Sarah Schlageter, Marburg / Nora Meyer, Göttingen)


Gebet

Wir glauben an Gott, allmächtig und liebevoll.
Von Gott her und auf Gott hin ist alles, sind wir.
Wir schauen auf unser Leben, diese Welt und auf Gott.
Reich sind wir und arm zugleich. Kräftig und schwach, grausam und gut.
Wir glauben, dass Gott all das sieht. Den Blick nicht abwendet von uns und unserer Welt.
Gottes Blick ist liebevoll. Wo Gott hinschaut, wird das Leben versöhnt und erlöst.
Wir glauben, dass Gott uns hilft, unsere Augen nicht zu verschließen.
Nicht vor Schönem und nicht vor Schwerem.
Wo Gott uns sieht, können wir selber auf uns und andere mit Liebe hinschauen.
Wir vertrauen darauf, dass die Welt sich verwandelt, wo wir sie mit Gottes Augen sehen.
Durch uns und mit uns, von Gott her und auf Gott hin.
Amen.
(Materialheft zum Ökumenischen Kirchentagssonntag 2020)


Sendungswort

schaut hin – aufeinander.
schaut hin – auf euch selbst.
schaut hin – auf Gott.


Segen

Und so geht in diesen Tag und in die vor euch liegende Zeit mit dem Segen Gottes.
Gott segne dich und behüte dich,
Gott lasse das Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
Gott erhebe das Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.


Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Woche!

Ihr Pfarrerehepaar
Gütgemann

 


 

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